Das Trek Full Stache 8 schreit nach Abenteuer. Es lädt seinen Fahrer förmlich dazu ein, neue Orte zu entdecken und dem Alltag zu entfliehen. Obendrein erweitert es mit seinen breiten Reifen noch den eigenen Horizont – und zwar in mehrerlei Hinsicht.

Trek Full Stache 8 | 130/130 mm (v/h) | 15,31 kg | 3.499 €

Um das Trek Full Stache zu verstehen, muss man erst einmal seine Wurzeln kennen. Das Stache kommt aus den USA, dem Land der unbegrenzten Möglichkeiten und des Bikepacking. Während Plus-Reifen bei Mountainbikes in Europa nie wirklich ins Rollen gekommen sind, sind sie in USA längst etabliert. Das Stache will nun die Brücke schlagen, zwischen Langstrecken-Bike und spaßiger Trail-Maschine.

Das Trek Full Stache 8 im Detail

Trek setzt bei dem 3.499 € teuren Full Stache 8 auf 3,0” breite Bontrager XR4-Reifen, die auf 40 mm breiten 29” Laufrädern montiert sind. Dass große Reifen auch schwer sind, erfährt dann auch die Waage, deren Anzeige bei 15,31 kg stehen bleibt. Um trotz der voluminösen Reifen ausreichend Platz am Hinterbau zu schaffen, wandert der Drehpunkt sehr weit nach vorne in den Aluminium-Rahmen und die Kettenstrebe verläuft mit einem markanten Knick oberhalb der Kette. Der FOX FLOAT EVOL-Dämpfer entlockt dem Hinterbau 130 mm Federweg und auch die RockShox PIKE an Front bietet 130 mm.

Federgabel RockShox PIKE RL 130 mm
Dämpfer FOX Performance FLOAT EVOL 130 mm
Bremsen SRAM Guide R 180/180 mm
Antrieb SRAM GX-Eagle
Sattelstütze Bontrager Line Dropper 150 mm
Vorbau Bontrager Line 60 mm
Lenker Bontrager Line 750 mm
Felgen/Naben Bontrager/SUNringlé Düroc 40 29″
Reifen Bontrager XR4 Team Issue 3,0″
Gewicht 15,31 kg
Preis 3.499 €

Big and Fat
Der Bontrager XR4 in 29” x 3.0” rollt auf hartem Untergrund besser als er es optisch vermuten lässt und liefert dabei schier endlosen Grip auf jedem Untergrund
Dicke Waden
Das Full Stache liefert genug Grip, auch für steilste Rampen. Mit dem 30er-Kettenblatt braucht man auf steilen und langen Anstiegen aber sehr starke Beine. Für Ganztagesabenteuer ist ein kleineres Kettenblatt besser geeignet.
Warum?
Das Full Stache bietet zwar Platz für eine Trinkflasche, die Trek-typischen Montageösen am Oberrohr für zusätzliches Equipment hat es aber nicht. Warum sie ausgerechnet bei einem Adventure-Bike fehlen, wissen wir nicht.
Nichts für lange Abfahrten
Trek kombiniert die SRAM Guide R-Bremse mit 180-mm-Bremsscheiben vorne und hinten. So liefert das Full Stache 8 nicht nur für alpine Abenteuer zu wenig Bremspower und Standfestigkeit.
Ruhe und Frieden
Die Natur und den Trail in vollen Zügen genießen, ist das Credo beim Full Stache. Die hochgezogene Kettenstrebe verhindert lästiges Klappern effektiv.
Größe M L XL
Sattelrohr 419 mm 470 mm 521 mm
Oberrohr 588 mm 618 mm 646 mm
Steuerrohr 90 mm 90 mm 110 mm
Lenkwinkel 67° 67° 67°
Sitzwinkel 65,5° 65,5° 65,5°
Kettenstrebe 430 mm 430 mm 430 mm
BB Drop 47 mm 47 mm 47 mm
Radstand 1.175 mm 1.205 mm 1.232 mm
Reach 450 mm 480 mm 500 mm
Stack 617 mm 617 mm 635 mm

Kritik erntet das Full Stache schon im Stand für die unterdimensionierte Bremse. Die SRAM Guide R ist in Kombination mit 180-mm-Bremsscheiben vorne wie hinten weder standfest noch bissig genug. Die restliche Ausstattung des hochwertig verarbeiteten Full Stache geht absolut in Ordnung: Für Kraftübertragung sorgt eine SRAM GX-Eagle. Beim Bontrager-Cockpit setzt Trek auf einen 60 mm langen Vorbau. Die oftmals kritisierte Bontrager Line Dropper-Sattelstütze kommt jetzt in einer überarbeiteten Version, liefert 150 mm Hub und funktioniert endlich tadellos. Für Bikepacker gibt es eine herbe Enttäuschung: Die Trek-typischen Montagepunkte für Equipment und Taschen am Oberrohr hat das Full Stache nicht. Bei ihm hat lediglich eine Wasserflasche im Rahmen Platz.

Das Trek Full Stache 8 auf dem Trail

Wenn das nächste Abenteuer ruft, sind lange Stunden im Sattel vorprogrammiert. Genau dafür bietet das Full Stache die richtige Mischung aus Komfort und Effizienz: Die Sitzposition ist sportlich und leicht gestreckt. Durch den langen Vorbau und den niedrigen Stack bringt man auch in steilen Passagen ausreichend Gewicht an die Front. Mit dem Full Stache heißt es selbst in der flachen Geometrieeinstellung „auf Nimmerwiedersehen“ zum steigenden Vorderrad. Auch durchdrehende Reifen gehören dank der 3,0” breiten Bontrager XR4-Schlappen der Vergangenheit an. Zusammen mit dem aktiven aber dennoch vortriebsstarken Fahrwerk erklimmt das Full Stache auch super steile und verblockte Rampen. Bevor das Bike im Uphill an seine Grenzen kommt, geht einem selbst mit dem 30 Zähne-Kettenblatt die Puste aus. Trotz der enormen Bandbreite der SRAM GX-Eagle-Schaltung fehlt dem Full Stache ein noch kleinerer Gang, um nicht nur steile, sondern auch hohe Gipfel zu bewältigen. Auf hartem Untergrund und in der Ebene lässt sich mit dem Full Stache, entgegen dem optischen Eindruck der Reifen, problemlos Strecke machen. Zwar erfordert die schwere Laufrad-Reifen-Kombination zunächst ordentlich Kraft, um beschleunigt zu werden, überrascht dann aber mit relativ geringem Rollwiderstand. Dafür sorgen unter anderem das Stollenprofil und die Wölbung des Reifens. Sie ergeben mittig eine nahezu geschlossene Lauffläche, die auf hartem Untergrund ohne viel Kraftaufwand rollt. Obendrein wippt das Full Stache im Trail-Modus des Dämpfers nicht und liefert dank der voluminösen Reifen dennoch genug Komfort.

Das Trek Full Stache hat den Abenteuergeist in unserem Tester Manne wieder erweckt. Voller Tatendrang stürzt er sich wie damals ins nächste Trail-Abenteuer.

Steilhängen, Off-Camber-Passagen, nassen Wurzeln und feuchten Steinen nimmt das Full Stache ihren Schrecken. Wo andere Bikes schon lange keine Traktion mehr generieren können, blüht das Trek erst so richtig auf und überrascht mit unvorstellbarem Grip in jeder Situation. Trotz der relativ niedrigen Front kommen keine Überschlagsgefühle auf. Das niedrige Tretlager, gepaart mit den super kurzen Kettenstreben und dem langen Reach integrieren den Fahrer gut im Bike. Mit Ausnahme der viel zu schwachen SRAM Guide R-Bremse überzeugt das Trek Full Stache nicht nur bei engen, steilen Trails, sondern auch auf schnellen Strecken. Die Federgabel ist eher straff und bietet, wie auch der Hinterbau, viel Popp. Man sucht sie förmlich, die Kanten, Wurzeln und Wellen, um an ihnen abzuspringen. Bei der Landung rauscht der Hinterbau jedoch durch den Federweg und schlägt teilweise hart durch. Hier helfen Volumen-Spacer, um die Progression des Dämpfers zu erhöhen. Trotzdem muss sich das Full Stache auch vor technischen Passagen nicht verstecken und überrollt mit Leichtigkeit Hindernisse, an denen Bikes mit deutlich mehr Federweg bereits scheitern. In Anliegern und schnell gefahrenen Kurven zeigen sich die Nachteile der 3,0” breiten Reifen. Einerseits reiben sie am Rahmen des flexenden Hinterbaus. Andererseits walgen sie und schnalzen beim Entlasten unkontrolliert zurück.

Das Trek Full Stache vermittelt mir jede Menge Fahrspaß und extrem viel Sicherheit auf rutschigem Untergrund. (Manne Schmitt)
130 mm Federweg ist auch nur eine Nummer auf dem Papier. Das Full Stache ist mit seinen riesen Schlappen ein Monstertruck bergab und rollt einfach über alles.
(Der “junge” Manne Schmitt)
Tuning-Tipp: größere Bremsscheiben und griffigere Beläge | Volumen-Spacer im Dämpfer

Fazit

Mit dem Trek Full Stache 8 kommt man an Ecken, die vorher mit dem Bike nicht erreichbar waren, und plättet diese zu ungeahnten neuen Horizonten. Sowohl im Uphill als auch im Downhill überrollt es selbst große Hindernisse mit Leichtigkeit. Wer nicht gerade auf der Jagd nach dem nächsten KOM ist und lieber neue Trails erkundet, entdeckt mit dem Full Stache 8 sich selbst, den Hausberg und entlegene Orte neu.

Tops

  • technischer Uphill
  • Grip ohne Ende
  • super verspieltes Handling

Flops

  • Reifenfreiheit am Hinterrad
  • Bremsen unterdimensioniert

Mehr Infos unter: trekbikes.com


Dieser Artikel ist aus ENDURO Ausgabe #038

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Text: Fotos: Finlay Anderson