Vier Fliegen mit einer Klatsche: ROSE baut auf der BACKROAD+ Plattform gleich vier verschiedene Modelle auf und stattet die Bikes mit Carbon-Rahmen, Shimano EP8-Motor und einem 360-Wh-Akku aus. Preise? Ab 3.999 €. Wir haben das BACKROAD+ als E-Gravel-Bike getestet und verraten euch, wie es sich beim Ausflug mit Kids, Kaffee und Bier schlägt.

ROSE GRX RX810 Di2 | 14,9 kg (Größe M) | 5.699 € | Hersteller-Website

Lasst uns eins klarstellen, bevor es losgeht: Keiner soll am Ende sagen, wir hätten ihn nicht gewarnt. Wer auf der Suche nach einem Testbericht über das ROSE BACKROAD+ ist, der ihn geradlinig, zahlenbasiert und in nur wenigen Sätzen zusammengefasst zu einer Schulnote führt, die seit Jahren nur noch „Sehr Gut“ oder „Ausgezeichnet“ lautet, ist hier falsch. Und zwar sowas von falsch. Wir möchten euch vielmehr dazu einladen, einen Tag mit uns auf dem BACKROAD+ zu verbringen. Ganz ungezwungen und ohne Verpflichtungen. Dabei steht es euch völlig frei, nebenbei ein Gläschen Wein oder ein kühles Helles zu genießen. Genau das haben eventuell auch unsere Produktions- und Redaktions-Teams gemacht – die Testfahrer bekommen bei uns natürlich ausschließlich Wasser zu trinken. Euer Getränk steht bereit und der Helm sitzt fest auf dem Kopf? Na dann nichts wie los!

Vier Bikes in einem – Alle Varianten des ROSE BACKROAD+ im Vergleich

Wer sich für Gravel interessiert, wird in den letzten zwei Jahren mit ziemlicher Sicherheit über den Namen BACKROAD gestolpert sein. Das BACKROAD-Gravel-Bike aus Bocholt ist eins der beliebtesten Bikes im ROSE-Portfolio und so ist es nicht weiter verwunderlich, dass es von uns bereits mehrfach in verschiedenen Ausstattungsvarianten getestet wurde. Beispielsweise musste es sich in der FORCE ETAP AXS LIMITED-Variante in unserem letzten Gravel-Bike-Vergleichstest gegen 12 andere Bikes beweisen. Um das Rad und damit auch das Thema Gravel einer noch größeren Zielgruppe zugänglich zu machen, haben sich die ROSE-Tüftler zusammengesetzt und beschlossen, das Bike zu motorisieren. Damit ist jedoch noch nicht Schluss! Der deutsche Fahrradhersteller ist noch einen Schritt weitergegangen und bietet auf Basis der gleichen Rahmenplattform vier verschiedene Modelle an. Neben dem E-Gravel-Bike gibt es noch eine Fitness-, eine Urban- und eine Randonneur-Variante. Clever!

Das Herzstück der neuen BACKROAD+-Serie ist Shimanos EP8-Mittelmotor, der mit einem maximalen Drehmoment von 85 Nm auftrumpft und von einem internen Akku mit 360 Wh Kapazität mit Energie versorgt wird. Der Akku ist dabei unsichtbar im Unterrohr verbaut und kann nicht entnommen werden. Für alle, die ihr Bike eigentlich in einer Garage oder einem Fahrradkeller ohne Stromanschluss parken, ist das keine gute Nachricht. Das Rad muss nun also zum Laden immer mit nach drinnen genommen werden, was neben eventuell zu bewältigenden Treppenstufen auch zusätzlichen Dreck im Flur bedeuten kann. Aber nicht nur Motor und Akku sind ins Bike integriert worden, auch in puncto Zugverlegung zeigt sich das BACKROAD+ mit komplett intern verlegten Zügen und Kabeln von seiner besten Seite.

Wo ist denn hier der Startknopf?
Gut versteckt, befindet sich der An- und Ausschalter auf der Unterseite des Oberrohrs.
Hier geht’s rein
Sämtliche Kabel werden direkt vom Lenker durch den Vorbau in den Rahmen geführt.

Eine weitere Gemeinsamkeit aller vier Modelle ist das Rahmenmaterial. Hier setzt ROSE durchgehend auf Carbon und bietet das Bike nicht in einer Alu-Version an. Das ist aus unserer Sicht etwas schade, da der Einstiegspreis ins BACKROAD+-Abenteuer so noch etwas gedrückt werden könnte. So bleibt es bei 3.999 €, die man für das günstigste Modell, das BACKROAD+ Fitness, berappen muss. Neben Anschraubpunkten für Schutzbleche, Gepäckträger und Flaschenhalter im Rahmendreieck bietet die Carbon-Gabel je Seite drei weitere Anschraubpunkte für Flaschen, Taschen oder anderes Equipment. Wie auch beim BACKROAD befindet sich am Sitzrohr eine Aussparung. So wird der Klemmbereich der Sattelstütze weiter nach unten verlegt und der Flex der Stütze erhöht. Ebenfalls übernommen wurde die großzügige Reifenfreiheit von Reifen bis zu einer Größe von 700 x 50C. Top! Das erhöht die Möglichkeiten zum Experimentieren mit verschiedenen Reifenbreiten enorm. Eine Änderung zum unmotorisierten Kollegen gibt es dann aber doch: Kettenstreben und Radstand wurden leicht verlängert. Was das in der Realität bedeutet, erfahrt ihr später im Text.

Komfortgenerator
Die Sattelstütze wird durch eine Aussparung weiter unten geklemmt, was zu mehr Flex und mehr Komfort führt.

Den Einstieg in die Modellvielfalt der Bikes, die übrigens alle mit 1×11-fach-Schaltgruppen ausgerüstet sind, macht mit 3.999 € das BACKROAD+ Fitness, das statt Rennradlenker mit Flatbar-Lenker und dementsprechend auch mit Shimano SLX- und XT-Komponenten aus dem Mountainbike-Bereich ausgestattet ist. ROSE möchte mit dem Bike das Outdoor-Sport-Programm um neue Wege und höhere Reichweiten ergänzen. Wie auch die anderen Modelle ist das BACKROAD+ Fitness in zwei verschiedenen Farben erhältlich. Neben der Farbe Sand / light lime, mit der unser Test-Bike lackiert ist, gibt es noch eine dezentere Matt-Black-Lackierung. Das nächste Modell hört auf den Namen BACKROAD+ Urban und basiert auf dem Fitness-Aufbau mit Flatbar-Lenker und Shimano SLX-XT-Mix. Um jedoch für den Alltag in der Stadt und den täglichen Weg zur Arbeit bestens gerüstet zu sein, hat ROSE dem Urban noch Schutzbleche, Lichtanlage, Gepäckträger und Ständer spendiert. Der Preis: 4.499 €.

Wer hat den denn verbogen?
An den Ritchey WCS Carbon VentureMax-Lenker muss man sich zwar erst gewöhnen, möchte ihn aber nach wenigen Fahrten nicht mehr missen.

Kommen wir zum Teil, der für die meisten von euch von größerer Bedeutung ist: Den BACKROAD+-Modellen mit Rennradlenker. Los geht es mit dem BACKROAD+ GRX RX600 für 4.699 €, das, wie der Name bereits verrät, mit Shimanos GRX-Gravel-Gruppe ausgerüstet wird. Wer lieber elektronisch schaltet und mit etwas weniger Gewicht unterwegs ist, setzt auf das von uns getestete GRX RX810 Di2-Modell für 5.699 €, das neben der Di2-Schaltgruppe auf ROSE G Thirty Disc Light-Laufrädern statt auf DT Swiss Hybrid Gravel 1800 Spline E unterwegs ist und das teuerste Modell darstellt. Zu guter Letzt bietet ROSE mit dem BACKROAD+ Randonneur noch eine Variante für alle Welterkunder an. Identisch zur Urban-Version sind hier Schutzbleche, Gepäckträger und Licht bereits verbaut, jedoch im Setup mit Rennradlenker und GRX RX600-Schaltgruppe. Kostenpunkt: 5.199 €.

Grip monster
Die Pirelli Cinturato Gravel M-Reifen in 700 x 45C erzeugen massig Grip und glänzen durch eine tolle Eigendämpfung.

ROSE GRX RX810 Di2 2022

5.699 €

Ausstattung

Sattelstütze ROSE Backroad Seatpost 8 mm
Bremsen Shimano GRX 180/160 mm
Schaltung Shimano GRX Di2 RX810 42 (11–42)
Kettenblatt 42T
Vorbau ROSE Square 80 mm
Lenker Ritchey WCS Carbon VentureMax 420 mm
Laufräder ROSE G Thirty Disc Light
Reifen Pirelli Cinturato Gravel M 45C

Technische Daten

Größe S M L XL
Gewicht 14,9 kg (in M)

Größe S M L XL
Oberrohr 518 mm 553 mm 590 mm 620 mm
Sattelrohr 465 mm 500 mm 530 mm 570 mm
Steuerrohr 120 mm 140 mm 170 mm 200 mm
Lenkwinkel 69,5° 71° 71,5° 72°
Sitzwinkel 76,5° 75° 73,5° 73,5°
Kettenstrebe 436 mm 436 mm 436 mm 436 mm
Radstand 1042 mm 1047 mm 1067 mm 1087 mm
Reach 386 mm 399 mm 411 mm 426 mm
Stack 549 mm 573 mm 604 mm 634 mm

Wee Day Out – Das ROSE BACKROAD+ im Test

Wer das große Los gezogen hat und nicht einfach nur Kinder, sondern Fahrrad-verrückte Nachwuchs-Shredder gezeugt hat, ist auch bei einem Ausflug mit dem eigenen Bike selten allein unterwegs. Natürlich stehen auch ab und zu noch lange Solo-Fahrten auf dem Programm, der Fokus hat sich aber klar auf Touren verlegt, die weniger Kilometer, dafür aber umso mehr Lacher beinhalten. Und so ist es nicht verwunderlich, dass der heutige Ausflug auf dem BACKROAD+ mit dem kleinen Knopf beginnt, der sich ohne Furcht in die Kurven legt und über den Trail fliegt. Hier kann das ROSE-Bike seine Offroad-Fähigkeiten unter Beweis stellen und glänzt dabei mit ordentlich Grip, viel Vertrauen und gutem Komfort. Dafür sind auch die Pirelli Cinturato Gravel M-Reifen verantwortlich, die eine tolle Eigendämpfung und massig Grip aufweisen. Egal, wie verwurzelt der Trail ist, die breiten Reifen in 700 x 45C kommen nur selten ans Limit. Probleme hat das BACKROAD+ schon eher mit engen Kurven, in denen sich der lange Radstand und die verlängerten Kettenstreben als Nachteil entpuppen. Eine wuselige und verspielte Spaßmaschine ist das ROSE-Bike zwar nicht, kann dafür bei höherer Geschwindigkeit und weniger verwinkelten Strecken umso mehr durch eine hohe Laufruhe und Stabilität glänzen.

In Sachen Motor-Support ist der verbaute Shimano EP8-Motor für den Beginn der Tour mit Kids deutlich zu potent, die enorme Power ist für langsame Fahrten zu extrem. Der niedrigste der drei Modi, der Eco-Modus, ist hier angebracht – oder ihr macht den Motor gleich ganz aus und hebt euch die Akkureserven für den weiteren Tagesverlauf auf. Praktisch: Die Motorcharakteristik lässt sich per E-TUBE PROJECT-App tunen und individuell anpassen. Wer viel mit Kindern unterwegs ist, wird die zahlreichen Befestigungsmöglichkeiten für Gepäck zu schätzen wissen. In dem Punkt kann das BACKROAD+ mit Ösen an Gabel, Rahmendreieck und Hinterbau für Gepäckträger, Taschen und Getränkehalter überzeugen.

Nachdem ihr den kleinen Stöpsel bei seiner besten Freundin abgesetzt habt, geht es quer durch die City in die Natur. Nun kann der Shimano-Mittelmotor seine Stärken voll ausspielen und kürt das BACKROAD+ zur absoluten Ampelrakete. Legt der Pkw hinter euch noch den ersten Gang ein, seid ihr bereits über die Kreuzung geschossen. Wollt ihr in einer 30er Zone mit dem Verkehr mitschwimmen, sind die eigenen Beine gefragt. An der 25-km/h-Schwelle weiß der EP8-Motor mit einem sehr natürlichen Fahrgefühl – von Motorunterstützung zu reiner Beinkraft – zu überzeugen und auch darüber hinaus lässt sich das ROSE-Bike auffällig gut auf Geschwindigkeit halten. Wichtig für alle Commuter: Das BACKROAD+ lässt sich mit Schutzblechen ausrüsten und ist somit auch für schlechtes Wetter bestens gerüstet. Wer täglich zwischen Fahrten in der City und dem Wald wechselt, wird ein Feature des Shimano-Motors lieben: Die Motorcharakteristik lässt sich wie bereits erwähnt verändern und unter zwei verschiedenen Profilen speichern. Unterwegs kann man selbst ohne Smartphone zwischen den Profilen wechseln und ist so für die jeweiligen Bedingungen bestens vorbereitet.

Tuningzentrale
Per Shimano E-TUBE PROJECT-App lassen sich im Handumdrehen Motorcharakteristik und vieles mehr individuell einstellen. Top!

Na endlich, die Stadt liegt hinter euch und es ist Zeit für ein kühles Erfrischungsgetränk. Dank dem kleinen Frühaufsteher ist es noch gar nicht so spät und ihr habt noch genug Zeit für eine ausgedehnte Tour – vorausgesetzt, ihr lasst euch nicht durchgängig im Boost-Modus shuttlen. Der Akku fällt mit einer Kapazität von 360 Wh nicht gerade üppig aus und ist je nach Terrain recht schnell leergesaugt. Tretet ihr jedoch fleißig mit, fahrt auch mal im Eco-Modus und macht beispielsweise eine Ausfahrt in weniger hügeligem Gelände, sind trotz vergleichsweise kleinem Akku auch Reichweiten im hohen zweistelligen Bereich möglich. Die Sitzposition ist für lange Tage im Sattel ausreichend entspannt und der Komfort absolut langstreckentauglich. Kleine Vibrationen schlucken die Reifen komplett und auch kräftigere Schläge werden von Rahmenset, Sattelstütze und Lenker ausreichend entschärft. Apropos Lenker: Der Ritchey WCS Carbon VentureMax ist zu Beginn durch seine außergewöhnliche Form in den Drops gewöhnungsbedürftig, zeigt sich aber nach einer kurzen Phase des Kennenlernens äußerst komfortabel und bietet viel Grip.

Unser Fazit zum ROSE BACKRROAD+


ROSE zeigt mit dem BACKROAD+ ein starkes Debüt im Markt der E-Gravel-Bikes und präsentiert ein sehr vielseitiges Rad. Der Shimano EP8-Mittelmotor glänzt wie auch das Bike mit einem einsteigerfreundlichen Fahrverhalten und einer individuellen Konfiguration der Motorcharakteristik. Durch die zahlreichen Anschraubpunkte ist das BACKROAD+ auch als Commuter mit Schutzblechen und Gepäckträger einsetzbar. Im Gelände überzeugt das Bike mit viel Grip, Kontrolle und Komfort, zeigt sich auf verwinkelten Trails jedoch wenig verspielt – auf langen Touren fühlt es sich dafür umso wohler.

Tops

  • einsteigerfreundlicher Shimano EP8-Motor
  • Langstreckentauglichkeit
  • gutes Komfort-Level
  • zahlreiche Anschraubpunkte für Gepäckträger und Schutzbleche
  • toller Geradeauslauf
  • viel Grip

Flops

  • wenig verspielt

Mehr Informationen zum ROSE BACKROAD+ erhaltet ihr unter rosebikes.de


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Text & Fotos: Philipp Schwab