Das CONWAY CAIRON SUV FS 5.7 für 4.800 € ist ein vollgefederter Offroad-Tiefeinsteiger, der dank seines Hinterbaus bei vielen Downhill-Mountainbikern ein Déjà-vu-Erlebnis hervorruft. Es kommt mit dem Bosch Performance Line CX-Motor und entnehmbarem 625-Wh-Akku. Wie es sich in unserem Vergleichstest schlägt, lest ihr hier!

Einen Überblick über diesen Vergleichstest erhaltet ihr hier: Der beste vollgefederte Offroad-Tiefeinsteiger 2023 – 4 E-Bikes im Vergleichstest

CONWAY CAIRON SUV FS 5.7 | Bosch Performance Line CX/625 Wh | 120/100 mm | 28,4 kg in Größe M | 4.799 € | Hersteller-Website

Das CONWAY CAIRON SUV FS 5.7 vereint den Fahrkomfort eines Luftkissenbootes mit der Fahrstabilität eines E-Mountainbikes. Das gelungene Fahrwerkkonzept findet sowohl bei komfortverwöhnten Genussbikern als auch bei mutigen Offroad-Abenteurern viel Anklang. Durch die aufwändig gestaltete Hinterbau-Kinematik sticht es im Testfeld besonders hervor. Der Rahmen wirkt mit seinen Streben auf den ersten Blick filigran und nicht ganz so klobig wie bei der Konkurrenz. Auf den zweiten Blick fällt jedoch auf, dass der Hinterbau massive Schweißnähte und enorme Wandstärken besitzt, um die Mehrbelastung durch das fehlende Oberrohr zu kompensieren. Die Dämpferanlenkung haben wir noch aus Rennsport-Zeiten in guter Erinnerung, denn wie beim Specialized Demo 7 Downhill-Mountainbike verläuft der gut zugängliche Dämpfer horizontal durch das geteilte Sattelrohr. Dadurch besitzt der Hinterbau ein enorm gutes Ansprechverhalten. Sobald man die gut befestigte Asphaltstraße verlässt, merkt man, dass auch beim CAIRON viel Aufwand in Entwicklung und Feinjustierung des Bikes geflossen ist. Fahrwerk und Rahmen wurden nicht voneinander getrennt, sondern ganzheitlich betrachtet. Das Bike bietet auf dem Papier mit 120 mm an der Front und 100 mm am Heck den meisten Federweg im Vergleichstest und in der Praxis auch die meisten Reserven. Es überzeugt mit gutem Komfort im Alltag und verleiht durch das satte und fahrstabile Handling ein hohes Sicherheitsempfinden abseits befestigter Wege, was durch die grobstolligen Schwalbe Johnny Watts-Reifen mit viel Traktion zusätzlich unterstützt wird.

Das CONWAY CAIRON SUV FS 5.7 hat zwei Gesichter: Es beherrscht die langsame und entspannte Gangart genauso wie den schnellen und ruppigen Ride

Imitation ist die höchste Form der Anerkennung: Der Hinterbau des CAIRON ist vom Specialized Demo 7 “inspiriert”.Wie auch am Downhill-Mountainbike besitzt der Hinterbau des Tiefeinsteigers ein enorm gutes Ansprechverhalten.

Altes Eisen oder bewährte Technologie? as Motor- und Akkusystem des CONWAY CAIRON SUV FS 5.7

Für ausreichend Unterstützung sorgt der kraftvolle Bosch Performance Line CX-Motor mit 85 Nm Drehmoment, der seine Energie aus dem 625 Wh starken Bosch PowerTube-Akku zieht. Dieser kann zum Laden nach unten aus dem Unterrohr entnommen werden. Im Gegensatz zu den anderen Tiefeinsteigern im Vergleichstest, die mit einer Akkuentnahme zur Seite oder nach oben ausgestattet sind, muss man beim CAIRON umständlich unter das E-Bike greifen. Der Ladeport ist zwar gut zugänglich direkt hinter dem Steuerrohr angebracht, wird durch die fummelige und dünne Gummiabdeckung jedoch nicht zuverlässig geschützt.

Im Gegensatz zum ZEMO und Victoria kommt am CONWAY CAIRON noch das alte Bosch-Motorsystem zum Einsatz. Der Nachfolger mit dem modernen Motor- und Akkusystem ist allerdings bereits in der Entwicklung
Der 625 Wh starke Bosch PowerTube-Akku kann zum Laden zwar nach unten entnommen werden, jedoch gestaltet sich dies etwas umständlicher als bei den anderen E-Bikes im Vergleichstest, welche mit einer Akkuentnahme zur Seite oder nach oben punkten können.
Sobald ein Flaschenhalter montiert ist, wird der Platz zwischen Unter- und Sattelrohr sehr eng. Wer auf die Flasche nicht verzichten kann, muss beim Aufsteigen das Bein deutlich höher heben als bei den anderen E-Bikes im Vergleichstest.
Der Dämpfer wurde gut zugänglich im Hinterbau verbaut und erleichtert das Setup.
Der Atran Cummute Pro-Heckgepäckträger kann im Testfeld mit 27 kg die meiste Last aufnehmen. Die Federklappe stört aber beim Anbringen von Universal-Gepäckträgertaschen.

Den Überblick über den Ladestatus und die gewählten Fahrmodi behält man mit dem Bosch Kiox-Display. Zudem können die Motorfunktionen dank eBike Lock-Funktion lahmgelegt werden – ein praktisches Feature zum Schutz vor Diebstahl. Im Gegensatz zum ZEMO oder Victoria, die bereits auf das neue Bosch Smart System mit integrierter eBike Lock-Funktion setzen, ist diese am CONWAY jedoch aufpreispflichtig und in der Companion-App nicht inbegriffen. Um in unbekanntem Gelände auf dem richtigen Weg zu bleiben, verfügt das Kiox in Verbindung mit einem Smartphone über eine rudimentäre Navigationsfunktion , die sich von der Navigationsfunktion des neueren Bosch-Systems allerdings nicht unterscheidet. Für alle, die trotzdem nicht auf die extra Connectivity-Features des Bosch Smart Systems verzichten können, gibt es gute Nachrichten: Ein Nachfolger des CAIRON mit modernem Motor- und Akkusystem ist bereits in der Entwicklung.

Von Pendeln bis Trekking – das CONWAY CAIRON SUV FS 5.7 im Test

Das CONWAY CAIRON SUV FS 5.7 hat zwei Gesichter: Es beherrscht die langsame und entspannte Gangart genauso wie den schnellen und ruppigen Ride. All die, die ihrem Lieblingsradwanderweg nachtrauern, weil sich dort mittlerweile tiefe Schlaglöcher gebildet haben, können wir beruhigen. Das CAIRON überzeugt mit dem höchsten Fahrkomfort im Test, man wird von tiefen Schlaglöchern also nicht gleich aus dem Sattel gehoben. Das sichere Fahrverhalten weckt in Abenteurern schnell den Mut, bekannte Wege zu verlassen und das Umland zu entdecken. Wer auf langen Touren mit viel Gepäck unterwegs ist, profitiert von der enormen Fahrstabilität, denn selbst mit hoher Beladung am Heck kommt kein Lenkerflattern auf. Der Tiefeinsteiger besitzt sogar solch einen stoischen Geradeauslauf, dass man ihn bei hoher Beladung und Tempo mit etwas mehr Nachdruck in eine Kurve legen muss.

Die Alltagsausstattung punktet dank Atran Cummute Pro-Heckgepäckträger mit kompatiblem AVS-Befestigungssystem. Die erlaubte Zuladung von 27 kg ist zugleich die höchste im Test. Dennoch sollte man versuchen, mit leichtem Gepäck zu reisen, da das zulässige Gesamtgewicht mit 130 kg vor allem bei schwereren Fahrern relativ schnell erreicht ist. Zudem hat uns die Federklappe bei der Befestigung von Universal-Gepäckträgertaschen gestört. Die restliche Alltagsausstattung kann durch klappernde SKS-Kunststoff-Schutzbleche und die wenig qualitativ wirkende CONTEC-Beleuchtung ebenfalls nicht so ganz überzeugen. Immerhin reagiert das Rücklicht bei kräftigen Bremsvorgängen automatisch und leuchtet heller auf, ist aber nicht, wie beim ZEMO, direkt mit der Bremse verbunden.

Der winkelverstellbare Vorbau garantiert eine angenehm aufrechte Sitzposition und kann mit dem Inbusschlüssel schnell angepasst werden, sobald sich mehrere Fahrer das Bike teilen. Wer ein Rad mit möglichst niedrigem und breitem Durchstieg sucht, wird beim CAIRON allerdings nicht fündig. Die Sattelstütze lässt sich nur wenig absenken und der geringe Platz zwischen Unter- und Sattelrohr wird durch die Montage eines Flaschenhalters noch knapper. Hier muss man gut zielen und das Bein deutlich höher anheben, um es durch die Lücke zu bekommen. Immerhin haben aktive und beweglichere Fahrer die Wasserflasche so auch während der Fahrt jederzeit griffbereit. Das CONWAY ist mit einer RockShox Recon Silver RL-Gabel und einem FOX Float DPS-Luftdämpfer mit erstklassiger Performance ausgestattet.

Conway Cairon SUV FS 5.7

4.799 €

Ausstattung

Motor Bosch Performance Line CX 85 Nm
Akku Bosch PowerTube 625 Wh
Display Kiox
Federgabel RockShox Recon Silver 120 mm
Dämpfer FOX Float DPS 100 mm
Sattelstütze Conway Dropper Post 75 mm
Bremsen Tektro HD-T390 200/180 mm
Schaltung Shimano DEORE M4100 1x10
Vorbau Level 9 Adjustable 70 mm
Lenker Level 9 Low Riser 720 mm
Laufradsatz RODi Black Jack Ready 30 27,5"
Reifen Schwalbe Johnny Watts 2,35"

Technische Daten

Größe S M L XL
Gewicht 28,4 kg
Zul. Gesamtgewicht 130 kg
Max. Gewicht Fahrer/Equipment 101 kg
Anhänger-Freigabe nein
Ständeraufnahme ja

Besonderheiten

CONTEC Dlux 80 E+ / CTL 335 E-Lichtanlage

Grösse S M L XL
Sattelrohr 420 mm 460 mm 500 mm 540 mm
Oberrohr 580 mm 600 mm 620 mm 640 mm
Lenkwinkel 68° 68° 68° 68°
Sitzwinkel 73° 73° 73° 73°
Kettenstreben 500 mm 500 mm 500 mm 500 mm
Radstand 1.176 mm 1.196 mm 1.216 mm 1.236 mm
Reach 392 mm 412 mm 425 mm 445 mm
Stack 631 mm 631 mm 650 mm 650 mm

Mit Blick auf den restlichen Teil des Gesamtpakets kann das Bike nicht mit dem edelsten Look, Premium-Anbauteilen oder Hightech-Features überzeugen und ist stattdessen mit funktionalen und zweckdienlichen Komponenten bestückt. Design-Highlights sind eher spärlich gesät: Neben der aufwändig gestalteten Hinterbau-Kinematik fällt lediglich noch ein dezenter Metallic-Lack-Effekt bei direkter Sonneneinstrahlung auf. Schwere Fahrer sowie Höhenmeter-Sammler mit steilen Anstiegen auf Tour wünschen sich eine größere Übersetzungsbandbreite, als die einfache Shimano DEORE 10-fach-Schaltung bieten kann. Während die TEKTRO HD-T390-Zweikolbenbreme in Kombination mit einer 203-mm-Bremsscheibe an der Front noch genug Power zur Verfügung stellt, fehlt es am Hinterrad durch die kleinere 180-mm-Bremsscheibe an Biss und Ausdauer bei langen Abfahrten.

CONWAY punktet beim CAIRON SUV FS 5.7 mit einem gelungenen,stabilen Rahmen und lässt ehemalige Downhiller in Nostalgie schwelgen. Das feinfühlige Fahrwerk sorgt für jede Menge Komfort, Fahrstabilität und Sicherheit. Der Tiefeinsteiger bietet ein solides und rundes Gesamtpaket für einen fairen Preis. Mit der Funktionalität, Connectivity und dem Premium-Look-and-Feel der besten Bikes im Test kann es nicht ganz mithalten, weshalb es für den Testsieg nicht gereicht hat. Allerdings sichert es sich verdient unseren Kauftipp!

Tops

  • feinfühliges Fahrwerk
  • solider Rahmen
  • hoher Fahrkomfort und gute Fahrstabilität
  • fairer Preis

Flops

  • wenige Connectivity-Features
  • Übersetzungsbandbreite in bergigem Terrain zu klein
  • geringstes zulässiges Gesamtgewicht im Test

Für mehr Infos, besucht conway-bikes.de

Das Testfeld

Einen Überblick über diesen Vergleichstest erhaltet ihr hier: Der beste vollgefederte Offroad-Tiefeinsteiger 2023 – 4 E-Bikes im Vergleichstest

Alle Bikes im Test: CONWAY CAIRON SUV FS 5.7 | Malaguti Collina FW6.0 | Victoria Parcours 5 | ZEMO SU-E FS11


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Words: Mike Hunger Photos: Mike Hunger, Julian Lemme

Über den Autor

Mike Hunger

Von Slopestyle und Landschaftsfotografie, hin zu Enduro und Actionfotografie. Mike probiert gerne neue Dinge aus und hat eine Vorliebe für Action. Und Handwerk: So zieht es ihn mit seinem Syncro-Van, den er selbst restauriert und umgebaut hat, regelmäßig auf verschiedenste Roadtrips. Natürlich immer mit dabei ist sein Bike und seine Kamera, um die feinsten Trails von Italien bis in die Alpen unter die Stollen zu nehmen und die schönsten Momente festzuhalten. Durch seine Ausbildung als Industriemechaniker, seiner Erfahrung aus dem Radsport und seinen Foto-Skills kann er das Know-How perfekt in den journalistischen Alltag umsetzen und testet jetzt als Redakteur die neuesten Bikes und Parts. Als “Foto-Nerd” hält er außerdem die Tests fotografisch fest und sorgt im Magazin für geiles Bildmaterial.