Das Cannondale Moterra Neo Carbon 2 hat ein Update auf das neue Bosch Smart System mit 750 Wh Akku-Kapazität bekommen und ist nun erhältlich. Neben dem größeren Akku gibt es das Bike auch mit spannenden Features für Pendler. Außerdem wurde die Geometrie angepasst. Ist das Moterra der neuesten Generation damit wieder State of the Art?

Cannondale Moterra Neo Carbon 2 | Bosch Performance Line CX/750 Wh | 150/150 mm (v/h)
25,2 kg in Größe L | 7.499 € | Hersteller-Website

Cannondale hat seit 2016 das Moterra im Portfolio. Im Cannondale Line-up hat es sich als vielseitiges E-MTB für Trails und auch den gelegentlichen Commute etabliert. Der Vorgänger ist uns noch als Allrounder mit ein paar netten Alltagsfeatures in Erinnerung, aber kommt langsam in die Jahre. Fürs Modelljahr 2022 werden Dem Allrounder von Cannondale das Bosch Smart System und 750-Wh-Akku verpasst. Das System verfügt außerdem über sinnvolle, neue Features wie eine Hill Hold Control oder den eBike Lock, bei dem das Smartphone zum Schlüssel für die Motor-Unterstützung wird. Außerdem hat das Moterra 2022 kleinere Rahmen-Updates bekommen, die das Bike zeitgemäß daherkommen lassen, und es herrscht nun eine breite Modellvielfalt im Moterra-Portfolio. Ob es nach den Updates noch seinen gutmütigen Allround-Charakter behalten kann, lest ihr im ersten Test.

Cannondale Moterra Neo Carbon 2 2022 im Detail

Äußerlich hebt sich das neue Cannondale Moterra Neo Carbon 2 2022 nicht sehr vom Vorgänger ab. Es rollt weiterhin auf 29”-Rädern, besitzt aber mit 150 mm Federweg an Front und Heck 10 mm weniger Federweg als das 2021er-Modell. Der Hauptrahmen ist aus Carbon, der Hinterbau aus Aluminium. Und gespickt mit unauffälligen Löchern und Anschraubpunkten. Das macht vielleicht nicht den cleansten Look, aber sorgt für eine Menge Variabilität. Es können ganz easy Gepäckträger, Ständer und Schutzblech am Bike befestigt werden.

Am Hinterbau befinden sich zahlreiche Anschraubpunkte für Gepäckträger, …
… Schutzblech und einen fest verbauten Ständer.

Und im Inneren? Hier mittlerweile der große Bosch 750-Wh-Akku die Power an das neue Smart System, das schön im Rahmen integriert ist. Geschützt wird der Motor von einem stabilen Unterfahrschutz aus Aluminium. An unserem Test-Bike kam das Geschwindigkeitssignal für den Motor noch von einem veralteten Speichenmagnet.

Der veraltete Speichenmagnet wird im Laufe der Produktion gegen den aktuellen Ventilmagnet ausgetauscht.

Dies soll im Laufe der Produktion auf den neuesten Ventilmagnet umgestellt werden. Die Befestigungspunkte für den Sensor am Hinterbau bleiben natürlich bestehen. Der Ladeport am Sitzrohr ist eine stabile Eigenentwicklung von Cannondale, die zuverlässig dicht und Wasser fernhalten soll. Für die Akku-Entnahme muss das Cover per Bajonett-Verschluss entriegelt und nach unten abgenommen werden.

… ebenso wie die Ladeklappe, die stramm einrastet.
Das Akku-Cover schließt dicht und zuverlässig via Bajonett-Verschluss…

Der Akku ist, wie von vielen Bosch-Bikes gewohnt, durch einen Schlüssel und ein Schloss doppelt gesichert. Das Schlüsselloch dazu befindet sich seitlich am Unterrohr und wird von einer Gummikappe verdeckt.

Das Kiox 300 Display ist mittig über dem Vorbau platziert, die Züge und Leitungen laufen direkt durch den Vorbau in den Rahmen.

Auf der „fotogenen“ Antriebsseite hat Cannondale Designelemente einfließen lassen: Der kleine Steg im unteren Rahmendreieck sorgt für fließende Formen und alle Schrauben und Öffnungen sind mit Gummikappen verdeckt. Auf der Bremsseite sieht das nicht ganz so clean aus.

Das super stabile Motor-Schutzcover aus Aluminium slidet gut über Hindernisse hinweg.

Sitzt man im Sattel, fällt das cleane Cockpit auf. Alle Züge und Leitungen laufen gut integriert unterm Lenker im Vorbau zusammen – ähnlich der beim FOCUS JAM² genutzten C.I.S. (Cockpit Integration Solution)-Lösung. Dadurch bleibt der Rahmen frei von Cableports. Der Schaltungstrigger am Moterra ist durch I-SPEC, dem Befestigungssystem von Shimano, mit dem Bremshebel verbunden. Auf der linken Lenkerseite sind Bremshebel, Bosch- und Dropper-Remote jeweils einzeln montiert, was für etwas Chaos sorgt. Zudem ist der Betätigungshebel der Dropperpost scharfkantig und hat einen undefinierten Druckpunkt.

Verschiedene Modelle des Cannondale Moterra Neo 2022

Das Cannondale Moterra ist in drei verschiedenen Varianten erhältlich:

  • Short Travel (ST) 150/150 (v/h)
  • Long Travel (LT) 170/160 (v/h)
  • Moterra Neo EQ vollausgestattetes SUV-E-Bike 150/130 (v/h)

Der Hinterbau lässt bei allen Modellen die Montage von Gepäckträger, Schutzblechen und Ständer zu. Alle Pendler und Alltagshelden, die weniger Wert auf Vollgas Trail-Performance legen, sollten das Moterra in der EQ-Variante wählen. Das kommt ab 6.199 € mit Aluminium-Hauptrahmen und Vollausstattung. Die EQ-Variante wurde speziell für den Heckgepäckträger im Federweg auf 130 mm am Heck begrenzt, um eine hohe Beladung ohne ungewollten Kontakt mit dem Gepäck zu ermöglichen. Wer an den ST-Modellen mit 150 mm Federweg einen Gepäckträger nachrüstet, muss aufpassen, wie hoch die Ladung aufbaut, um nicht mit dem Sattel zu kollidieren. Eine spezifische Anhänger-Freigabe gibt es von Cannondale nicht, dafür aber eine fixe Ständeraufnahme an der Kettenstrebe. Diese fällt auch ohne verbauten Ständer nicht unangenehm auf.
Die Short- und Long-Travel-Varianten teilen sich zwar denselben Hauptrahmen, doch das LT kommt als MX-Aufbau mit 27,5”-Hinterrad, genauso wie das ST in der kleinsten Rahmengröße S.

Ausstattungsvarianten des Cannondale Moterra Neo Carbon 2022

Das Cannondale Moterra gibt es in zwei Alu- und zwei Carbon-Varianten: Die Modellbezeichnungen 3 und 4 sind aus Alu, 1 und 2 aus Carbon. Je kleiner die Zahl desto hochwertiger ist die Ausstattung und teurer das Modell. Seit Modelljahr 2022 sind die Modelle 1, 2 und 3 mit dem neuen Bosch Smart System mit 750-Wh-Akku und Kiox 300-Display ausgestattet. Das 4er-Einstiegsmodell kommt abweichend mit Shimano EP 8-Motor und 630-Wh-Akku. Die Federelemente stammen bei allen Modellen aus dem Hause RockShox und variieren an der Front von einer RockShox 35-Einsteiger-Federgabel bis zur performanteren Lyrik Select+. Am Heck kommt jeweils der RockShox Deluxe Select bzw. Select+ Dämpfer zum Einsatz.

Helm Specialized Ambush II | Brille Melon Alleycat | Hippack Camelbak Podium Flow 4 | Shirt DHaRCO Tie Dye | Shorts DHaRCO Gravity Shorts Slate | Knieschoner Troy Lee Designs Raid | Schuhe Crankbrothers Mallet BOA | Socken DHaRCO Crew Socks

Wie beim Motor ist auch bei den Komponenten das 4er-Modell der Ausreißer: Statt Shimano-Anbauteile kommt hier ein SRAM-Antrieb zum Einsatz. Bei allen Modellen stoppen 200-mm-Bremsscheiben vorn und hinten jeglichen Geschwindigkeitsrausch. Das Top Modell bekommt zusätzlich noch eine Lezyne-Lampe spendiert, was für den abendlichen Heimweg ein Sicherheitsplus garantiert. Preislich liegen die Alu-Modelle bei 5.499 € für das Modell 4 bzw. 5.999 € für Modell 3 und die Carbon-Modelle bei 7.499 € bzw. das Top-Modell bei 8.499 €.

Die Ausstattung unseres Cannondale Moterra Neo Carbon 2

Cannondale Moterra Neo Carbon 2

7.499 €

Ausstattung

Motor Bosch Performance Line CX 85 Nm
Akku Bosch PowerTube 750 Wh
Display Kiox 300
Federgabel RockShox Lyric Select 150 mm
Dämpfer RockShox Deluxe Select+ 150 mm
Sattelstütze Cannondale DownLow Dropper 150 mm
Bremsen Shimano SLX 200/200 mm
Schaltung Shimano SLX/XT 1x12
Vorbau Cannondale 1 35 mm
Lenker Cannondale 3 Riser 800 mm
Laufradsatz WTB ST i30 29"
Reifen MAXXIS Minion DHF EXO/Minion DHRII EXO+ 2,5"/2,6"

Technische Daten

Größe S M L XL
Gewicht 25,2 kg
Zul. Gesamtgewicht 150 kg
Max. Gewicht Fahrer/Equipment 124 kg
Anhänger-Freigabe Nein
Ständeraufnahme Ja

Unser Test-Bike Cannondale Moterra Neo Carbon 2 kombiniert fahrwerksseitig eine RockShox Lyrik Select-Federgabel mit einem RockShox Deluxe Select+ Dämpfer. Diese sind einfach im Setup, lassen allerdings nicht so präzise Anpassungen zu, was sehr Performance-orientierten Fahrern fehlen wird. Die Shimano SLX-Bremsen mit 200-mm-Bremsscheiben verzögern zuverlässig und halten den SLX-Trigger zuverlässig anderselben Schelle. Dieser lässt das XT-Schaltwerk nur einen Gang auf einmal hochschalten, was die Kette schont.

Die Reifenkombination am Testbike weicht von der Serienausstattung ab…
… aber bietet durch das grobe Profil mehr Komfort, Grip und Sicherheit auf dem Trail.

Abweichend zur Serienbereifung, bestehend aus MAXXIS Rekon hinten mit einer sehr dünnen EXO-Karkasse, kommt am Test-Bike eine Kombination aus MAXXIS DHF vorn und DHR hinten zum Einsatz. Zumindest hinten wird hier eine EXO+ Karkasse verwendet. Im Gegensatz zur Serienausstattung empfehlen wir für schwere und aggressive Fahrer, Reifen mit einer EXO+ Karkasse vorn und Doubledown-Karkasse hinten nachzurüsten. Die Vario-Sattelstütze am Test-Bike lässt sich ganz versenken, bietet aber nur 150 mm Hub. In Serie kommen ab Größe L immerhin 170 mm lange Dropperposts zum Einsatz.

Die Geometrie des Cannondale Moterra Neo Carbon 2 2022

Mit der Evolutionsstufe 2022 ist das Moterra geometrieseitig etwas flacher, länger und insgesamt „moderner“ geworden. Der Lenkwinkel ist mit 65° etwas flacher als der vom Vorgänger und der Sitzwinkel mit 77° etwas steiler geworden. Die Kettenstreben mit 455 mm Länge fallen eher lang aus. Das Bike ist in den Größen S–XL erhältlich, wobei das Bike in Größe S als Mullet mit 27,5”-Hinterrad und kürzeren Kettenstreben kommt. Damit deckt Cannondale Körpergrößen von 157 bis 195 cm ab.

Grösse S M L XL
Sattelrohr 400 mm 440 mm 460 mm 490 mm
Oberrohr 577 mm 600 mm 632 mm 669 mm
Steuerrohr 105 mm 115 mm 125 mm 135 mm
Lenkwinkel 65° 65° 65° 65°
Sitzwinkel 77° 77° 77° 77°
Kettenstreben 452 mm 455 mm 455 mm 455 mm
BB Drop 18 mm 30 mm 30 mm 30 mm
Radstand 1290 mm 1235 mm 1270 mm 1309 mm
Reach 435 mm 455 mm 485 mm 520 mm
Stack 617 mm 626 mm 635 mm 644 mm

Das Cannondale Moterra Neo Carbon 2 2022 auf dem Trail

In der Ebene oder auf Tour ist das Moterra etwas handlastig, bietet dabei aber dennoch einen hohen Komfort. Dieser rührt vor allem vom Fahrwerk und den dicken Reifen, die eine Menge Dämpfung mit sich bringen. Schon der leichte Anstieg eines Forstwegs reicht, dass man aufrecht sitzt und sich entspannt den Berg hoch schieben lassen kann. Biegt man in einen technischen Trail im Uphill ein, muss man etwas vorarbeiten, damit das Vorderrad die Bodenhaftung behält und lenkbar bleibt. Dabei helfen die langen Kettenstreben, dass sich der Druck selbst im steilen Uphill noch relativ gut auf Vorder- und Hinterrad verteilt, erschweren aber die Manövrierbarkeit durch enge Kehren. Ansonsten erklimmt das Moterra mit dem starken Bosch-Motor sehr zuverlässig und gekonnt auch die steilsten Stufen.

Bergab im gemäßigten Terrain zeigt sich das Moterra sehr ausgewogen und bietet einen hohen Wohlfühlcharakter. Schon beim erstmaligen Ride bergab hat man sich schnell ans Bike gewöhnt. Es liegt satt und gut ausbalanciert auf dem Trail. Die leicht frontlastige Position sorgt dafür, dass selbst in offenen Kurven genügend Druck auf dem Vorderrad liegt und das Moterra stabil die Spur hält. Das satte Fahrwerk bietet stets eine hohe Traktion. Zusammen mit den langen Kettenstreben, die für ein hohes Maß an Fahrstabilität sorgen, ermuntert das, lange die Bremse offen zu lassen.

Langsam gefahren erfordern solche Kanten einen hohen Körpereinsatz… Zum Glück sind wir schnell unterwegs.

Im steilen verblockten Terrain lässt sich die Front hingegen schwer über Hindernisse lupfen oder an unerwartet hohen Stufen hoch ziehen, dafür folgt die Front zu sehr der Erdanziehungskraft. Der robuste Unterfahrschutz aus Aluminium fängt potenzielle Aufsetzer souverän ab und gleitet gut über den Untergrund hinweg. Schlängelt sich der Trail in schnellen Kurven bergab, braucht das Moterra viel Input und Körpereinsatz – der Spieltrieb des Bikes hält sich in Grenzen. Richtige High Speed-Piloten werden die begrenzte Einstellbarkeit der Fahrwerkskomponenten vermissen und sollten zum Top-Modell greifen. Hingegen können sich Einsteiger über ein einfaches initiales Setup freuen.

Cannondale hat das Moterra sinnvoll auf den neuesten Stand gebracht und es geschafft, den Allround- und einsteigerfreundlichen Charakter des Bikes beizubehalten. Das stetig um Funktionen erweiterte Bosch Smart System mit dem 750-Wh-Akku erlaubt eine noch größere Reichweite und sinnvolle Features – alle Alltags-E-Bike-Helden sollten sich das EQ Modell genauer ansehen ;). Die Fahrwerks-Performance des Cannondale Moterra Neo Carbon 2 wird von den Komponenten begrenzt, daher sollten sehr ambitionierte Fahrer zum Top-Modell greifen.

Mehr infos findet ihr unter cannondale.com


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Words: Julian Schwede Photos: Christoph Laue, Julian Schwede

Über den Autor

Julian Schwede

Juli ist es gewohnt, mit großen Kalibern umzugehen. Er schraubt nicht nur gerne an seinem Bike, sondern hat nach seiner Ausbildung zum KFZ-Mechatroniker an der Königsklasse der Kraftfahrzeuge – Omnibussen – getüftelt und gewerkelt. Als ihm die Entwicklung auf Elektroantriebe im Großformat zu langsam ging, hat er technische BWL studiert und nebenher Tische aus Carbon gebaut. Während sein Dirtbike aus dicken Alu Rohren geschweißt ist, besteht sein Fully ebenfalls aus den schwarzen Fasern und hat ihn schon auf einige Gipfel gebracht. Doch auch angeseilt erklimmt er Berge gern über Klettersteige oder senkrecht an der Wand. Mittlerweile fährt er statt seinem eigenen Bike fast nur noch Bikes aus dem Office-Keller und testet sie auf Leib und Lenker. Neben Bike Reviews kümmert Juli sich auch um das tägliche Newsgeschäft und bezeichnet sich selbst als rasenden Reporter “Carlos Columbus”.