Für das R.X735 ULTRA setzt ROTWILD auf die volle Power des Shimano EP8-Motors, trotzdem ist es im Test mit seinem 720-Wh-Akku eines der leichtesten Bikes seiner Klasse. Es kommt mit 150 mm Federweg vorne und 144 mm hinten für 12.499 €. Wie schlägt es sich im Vergleich zur Konkurrenz?

ROTWILD R.X735 ULTRA | Shimano EP8/720 Wh | 150/144 mm (v/h)
21,2 kg in Größe L | 12.499 € | Hersteller-Website

Besucht man die ROTWILD-Website, werden die Bikes in zwei Kategorien eingeteilt: die EXTENSIVE Series und die AGGRESSIVE Series. Das R.X735 soll als Trail-König glänzen und ist Teil der AGGRESSIVE Series, bei der maximale Effizienz, Agilität und gutes Handling im Vordergrund stehen. Laut ROTWILD richtet es sich vor allem an sportliche Fahrer, die viel Feedback vom Untergrund spüren wollen. Im gesamten Portfolio ordnet es sich zwischen dem R.X375 mit kleinem 375-Wh-Akku und dem kraftvollen R.X750 ULTRA aus der EXTENSIVE Series ein. Das R.X735 ULTRA ist von Weitem durch seine rote Farbgebung mit schwarzen und goldenen Akzenten sofort als ROTWILD zu erkennen. Der Carbon-Rahmen spricht eine kantige und aggressive Formensprache, die gut zur angedachten aggressiveren und traillastigen Ausrichtung des Bikes passt.

Einen Überblick über diesen Vergleichstest erhaltet ihr hier: Das beste E-Mountainbike 2023 – 30 Modelle im Test

Wenn’s schnell gehen muss – Was macht das ROTWILD R.X735 ULTRA besonders?

Formschön in den Rahmen integriert ist das Herzstück, der Shimano EP8-Motor mit 85 Nm Drehmoment, der – abgesehen vom typischen Klappern – leise im Hintergrund seine Arbeit verrichtet. Der 720-Wh-Akku wird durch einen Druckknopf ganz ohne Werkzeug seitlich aus dem Unterrohr gespuckt, so schnell und einfach geht es bei keinem anderen Bike im Test. Wem das zu schnell geht, der kann den Druckknopf mit einem Button mit Schraubsicherung tauschen. Unterhalb des Akkus seitlich am Unterrohr ist der gut zugängliche Ladeport platziert, der mit einem Gummicover vor Dreck geschützt ist. Die Abdeckung ist nicht mit dem Rahmen verbunden und man muss darauf achten, sie nicht zu verlegen. Durch den integrierten Magnet kann das Cover aber während des Ladens am FIDLOCK-Flaschenhalter aufbewahrt werden. Der Akkustand und der gewählte Unterstützungsmodus werden am Shimano SC-EM800-Display angezeigt, wobei die zusätzlichen Leitungen von Display und Remote versteckt im Lenker laufen.

Auf die Plätze, fertig, los!
Der Akku des ROTWILD lässt sich ganz ohne Werkzeug seitlich aus dem Rahmen entnehmen. Das geht nicht nur easy, sondern ist auch die schnellste Akkuentnahme im ganzen Testfeld.
Schön integriert
Kombiniert mit dem 720-Wh-Akku ist der kraftvolle Shimano EP8-Motor mit 85 Nm Drehmoment, der schick in den Rahmen integriert ist.
Nicht alles ist Gold, was glänzt
Die goldglänzende Kashima-Beschichtung fügt sich optisch schön in das Gesamtbild des ROTWILD ein, leider kommt die FOX 36 Factory-Federgabel mit der günstigeren und unsensibleren FIT4-Dämpfungskartusche.

Auf den ersten Blick wirkt das FOX Factory-Fahrwerk mit 150 mm Federweg an der Front und 144 mm am Heck hochwertig mit seiner goldglänzenden Kashima-Beschichtung. Aber ROTWILD verpasst dem R.X735 ULTRA die weniger sensible FIT4-Dämpfungskartusche mit geringerer Einstellbarkeit, was vor allem den sportlichen Fahrern Tränen in die Augen treibt. Ein weiteres Manko sind die Schwalbe Reifen: Hier sollte zumindest der Vorderreifen ein Upgrade auf die robustere Super Trail-Karkasse und die weichere Ultra Soft-Gummimischung erfahren. Das sorgt nicht nur für mehr Grip an der Front, sondern verschafft den Carbon-Laufrädern auch ein weniger risikoreiches Leben. Top hingegen ist die EightPins NGS 2-Sattelstütze mit einer Hublänge von bis zu 210 mm, die sich durch ein Rädchen unter dem Sattel in ihrem Hub einstellen lässt. Die Stütze arretiert sich nicht komplett stufenlos, sondern rastet alle 6 mm in ein mechanisches System ein, dadurch funktioniert sie im Vergleich zu herkömmlichen Droppern ganz ohne Öl. Den Anker wirft man mit den Shimano XTR-Vierkolbenbremsen in Kombination mit 203 mm großen Bremsscheiben. Auch beim Antrieb setzt ROTWILD auf die Highend-Schaltgruppe XTR aus dem Hause Shimano. Da sich Bremse und Schaltung eine Klemmschelle teilen, sorgt das für einen aufgeräumten Look am hauseigenen Carbon-Lenker.

Aufzug
Die EightPins NGS 2-Sattelstütze kommt mit einer Hublänge von bis zu 210 mm und setzt im Gegensatz zu herkömmlichen Sattelstützen auf ein rein mechanisches System.
Gut aufpassen
Der gut zugängliche Ladeport ist durch eine magnetische Gummiabdeckung geschützt. Allerdings ist diese nicht fest mit dem Rahmen verbunden und während des Ladens solltet ihr sie stets an einem sicheren Ort aufbewahren, zum Beispiel am ebenfalls magnetischen FIDLOCK-Flaschenhalter.

ROTWILD R.X735 ULTRA

12.499 €

Ausstattung

Motor Shimano EP8 85 Nm
Akku IPU735 QR Carbon 720 Wh
Display Shimano SC-EM800
Federgabel FOX 36 Factory FIT4 150 mm
Dämpfer FOX FLOAT X Factory 144 mm
Sattelstütze EightPins NGS 2.0 210 mm
Bremsen Shimano XTR 200/200 mm
Schaltung Shimano XTR 1x12
Vorbau ROTWILD S140 50 mm
Lenker ROTWILD B220 Carbon 780 mm
Laufradsatz Crankbrothers Synthesis Enduro I9 Carbon 29"
Reifen Schwalbe Magic Mary Super Ground Soft /Schwalbe Hans Dampf Evo Super Trail Soft 2,4/2,4

Technische Daten

Größe S M L XL
Gewicht 21,2 kg
Zul. Gesamtgewicht 130 kg
Max. Gewicht Fahrer/Equipment 108 kg
Anhänger-Freigabe nein
Ständeraufnahme nein

Besonderheiten

integrierter FIDLOCK-Flaschenhalter
Quickrelease-Funktion

Tuning-Tipp: Lenker mit mehr Rise für höhere Front und mehr Sicherheitsempfinden | Reifen mit weicherer Gummimischung und stabilerer Karkasse, z. B. Schwalbe Magic Mary Super Trail Ultra Soft

Wie ein junges Reh – Was kann das ROTWILD R.X735 ULTRA im Praxistest?

Das ROTWILD R.X735 ULTRA verhält sich wie ein junges Reh, das mit seinen Freunden durch den Wald tollt. Mit seinem verspielten Handling und viel Gegenhalt im Fahrwerk motiviert es einen dazu, die Richtung zu wechseln und Luft unter die Reifen zu bekommen. Auf flachen Flowtrails lässt sich durch Pushen über Wellen viel Speed generieren. Wird es steiler, fordert die sportlich tiefe Front einen Fahrer mit Erfahrung, um das Reh im Zaum zu halten. Das ROTWILD ist eher auf der agilen Seite, statt mit viel Laufruhe Richtung Tal zu pflügen. Außerdem kostet die Kombination aus Reifen mit harter Gummimischung und der unsensiblen Gabel Traktion am Vorderrad. Dadurch fällt es schwer, das Bike in offenen Kurven zu kontrollieren.

Körpereinsatz
An steilen Rampen ist mit dem ROTWILD viel Körpereinsatz gefragt, um das Vorderrad am Boden zu halten.
Flink wie ein Reh
Auf flachen Flowtrails fühlt sich das ROTWILD wohl, hier lässt sich durch Pushen über Wellen viel Speed generieren.

Auch wenn das Bike über den Trail hüpft wie ein junges Kitz, bietet es Kraft und Ausdauer wie ein stattlicher Hirsch. Der große Akku stellt genug Reichweite zur Verfügung, um auch längere Touren zurückzulegen. Allerdings schont die gestreckte Sitzposition nicht gerade eure Bandscheiben. Dank dem agilen Handling lassen sich auch enge Turns bergauf ohne Probleme bewältigen. An steilen Rampen ist allerdings viel Körpereinsatz gefragt, um das Vorderrad am Boden zu halten. Auf glatten Forststraßen gleitet man durch das straffe und effiziente Fahrwerk dahin, dennoch kann der kraftvolle Motor mit den bärenstarken Motoren von Bosch und Polini nicht mithalten.

Mit dem ROTWILD R.X735 ULTRA kann man durch sein agiles Handling von Kurve zu Kurve springen.

Größe S M L XL
Oberrohr 597 mm 617 mm 647 mm 675 mm
Sattelrohr 410 mm 440 mm 470 mm 506 mm
Steuerrohr 110 mm 110 mm 130 mm 140 mm
Lenkwinkel 65,5° 65,5° 65,5° 65,5°
Sitzwinkel 75° 75° 75° 75°
Kettenstrebe 450 mm 450 mm 450 mm 450 mm
BB Drop 30 mm 30 mm 30 mm 30 mm
Radstand 1.200 mm 1.219 mm 1.253 mm 1.282 mm
Reach 430 mm 450 mm 475 mm 500 mm
Stack 625 mm 625 mm 643 mm 652 mm
Helm SCOTT Stego | Brille SCOTT Shield | Hip Pack Canyon Hip Bag | Jacke GORE BIKE WEAR Spirit vest | Shorts HIRU Lab | Knieschoner ION K-Pact Zip | Schuhe Five Ten Hellcat Pro | Socken HIRU Merino

Für wen ist das ROTWILD R.X735 ULTRA das richtige Bike, für wen nicht?

Das ROTWILD R.X735 ULTRA ist vor allem für den sportlichen Flowtrail-Fahrer eine spannende Option. Allerdings braucht der ein gewisses Fahrtechnik-Level, um mit dem fordernden Handling vor allem auf technischen Singletrails klarzukommen. Auch für Tourenfahrer, die Wert auf einen kraftvollen Motor und eine große Reichweite legen, eignet sich das ROTWILD R.X735 ULTRA, insofern sie sich mit der gestreckten Sitzposition anfreunden können.

„Auf flachen Flowtrails lässt sich mit dem ROTWILD R.X735 ULTRA durch Pushen über Wellen viel Speed generieren.“

Fahreigenschaften

DESIGN

  1. unausgewogen
  2. stimmig

HANDHABUNG

  1. umständlich
  2. clever

PREIS/LEISTUNG

  1. schlecht
  2. top

TOUREN- & ALLTAGSTAUGLICHKEIT

  1. niedring
  2. hoch

HANDLING

  1. fordernd
  2. intuitiv

FAHRSPAß

  1. langweilig
  2. lebendig

Einsatzbereich

Schotterweg

Technischer Uphill

Flowtrail Downhill

Technischer Downhill

Fazit zum ROTWILD R.X735 ULTRA

Das ROTWILD R.X735 ULTRA überzeugt mit einer schnittigen Optik und schönen Detaillösungen wie der einfachen Akkuentnahme. Erfahrene Piloten finden durch das agile Handling vor allem auf Flowtrails Spaß. Auf technischen Trails wird das Bike zu sehr von seiner Ausstattung ausgebremst. Für Einsteiger und Tourenfahrer ist es nur bedingt geeignet. Dem R.X735 ULTRA können wir nicht die Krone aufsetzen als den von ROTWILD versprochenen Trail-König. Hier finden sich im Vergleichstest bessere Trail-Bikes und Allrounder.

Tops

  • einfachste Akkuentnahme
  • hohe Systemintegration
  • leichtfüßiges Handling auf einfachen Flowtrails

Flops

  • Reifen und Gabel passen nicht zum Potenzial des Bikes

Mehr Informationen findet ihr unter rotwild.com

Das Testfeld

Einen Überblick über diesen Vergleichstest erhaltet ihr hier: Das beste E-Mountainbike 2023 – 30 Modelle im Test

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Words: Mike Hunger Photos: Mike Hunger

Über den Autor

Mike Hunger

Von Slopestyle und Landschaftsfotografie, hin zu Enduro und Actionfotografie. Mike probiert gerne neue Dinge aus und hat eine Vorliebe für Action. Und Handwerk: So zieht es ihn mit seinem Syncro-Van, den er selbst restauriert und umgebaut hat, regelmäßig auf verschiedenste Roadtrips. Natürlich immer mit dabei ist sein Bike und seine Kamera, um die feinsten Trails von Italien bis in die Alpen unter die Stollen zu nehmen und die schönsten Momente festzuhalten. Durch seine Ausbildung als Industriemechaniker, seiner Erfahrung aus dem Radsport und seinen Foto-Skills kann er das Know-How perfekt in den journalistischen Alltag umsetzen und testet jetzt als Redakteur die neuesten Bikes und Parts. Als “Foto-Nerd” hält er außerdem die Tests fotografisch fest und sorgt im Magazin für geiles Bildmaterial.