Dropbar-Bikes sind für die Mountainbike-Spezialisten von Mondraker Neuland. Mit dem DUSTY schlägt die spanische Marke Mondraker 2023 eine neue Richtung ein und bringt ihr erstes E-Gravel-Bike auf den Markt. Ihren Downhill-Genen wollen sie trotzdem treu bleiben. Ob sie diesen Spagat meistern, haben wir für euch getestet.

Mondraker DUSTY XR 2023 | 40 mm (v) | 13,84 kg in Größe L | 9.999 € | Hersteller-Website

Wer die Mondraker Factory in Alicante besucht, merkt schnell, worauf der Fokus der Spanier liegt: High Perfomance-Mountainbikes, die designt sind, um damit Rennen zu gewinnen. Mittlerweile schaut Mondraker auf über 20 Jahre an Rennsport-Erfahrung zurück, in denen sie einige Erfolge feiern konnten und den Sport durch innovative Ideen geformt haben. Die Idee, die zum heutigen Trend geführt hat, Mountainbikes mit langem Reach und kurzem Vorbau zu bauen, beansprucht Mondraker für sich und nennt sie „Forward Geometry“. Diese resultiert in einem höheren Sicherheitsempfinden auf steilen Abfahrten, mehr Stabilität bei hohen Geschwindigkeiten sowie einem direkten Lenkverhalten und kommt an allen Mondraker Bikes zum Einsatz. Durch das beachtliche Wachstum der Marke im Mountainbike-Segment innerhalb der letzten Jahre möchte Mondraker nun ebenfalls im Dropbar-Segment Fuß fassen, ohne dabei die eigenen Wurzeln zu vergessen. Das DUSTY ist somit die erste Interpretation eines Dropbar-Bikes der Mountainbike-Experten.

Mondraker geht beim DUSTY einen eher ungewöhnlichen Weg. Den Schritt, zunächst ein analoges Gravel-Bike zu entwickeln, das im Anschluss mit einem E-Antrieb ausgestattet wird, überspringen sie und gehen direkt mit einem E-Gravel-Bike an den Start. Laut Mondraker passt das am besten zur Mountainbike-affinen Zielgruppe, die auch mal gerne bergauf shuttelt, um es bergab auf dem Trail krachen zu lassen. Durch den breiten Lenker, die Dropperpost und die Federgabel sieht man dem DUSTY XR direkt an, wofür es gemacht wurde: viel Selbstvertrauen für schnelle, ruppige Abfahrten. Überhaupt nicht auffällig ist hingegen das sehr kompakte Antriebssystem X20 von MAHLE, das durch den vollintegrierten 350-Wh-Akku und den Hinterradnabenmotor erst auf den zweiten Blick erkennbar ist. Ebenfalls positiv unauffällig ist das Gewicht, die von uns getestete Top-Ausstattungsvariante in Größe L bringt 13,8 kg auf die Waage. Mit 9.999 € siedelt Mondraker das DUSTY XR im High End Segment an. Warum die beiden günstigeren Versionen noch leichter sind und ob das DUSTY hält, was es verspricht, haben wir für euch herausgefunden.

Ein E-Gravel-Bike mit Downhill-DNA

Nicht nur optisch sieht man dem DUSTY XR an, wofür es gemacht ist. Auch auf dem Papier wird schnell klar, dass es sich hier um ein abfahrtsorientiertes E-Gravel-Bike handelt, das sich in der Geometrie an Mountainbikes orientiert. Durch den langen Reach und kürzeren Vorbau gewinnt das Bike an Laufruhe und lässt den Fahrer zentral im Bike stehen, wie wir in unserem Test gemerkt haben. So kann genug Gewicht aufs Vorderrad gebracht werden, was den Kurvengrip und die Kontrolle auf verwinkelten Trails verbessert. Während unseres Tests mussten wir oft an das neue YT Szepter denken, das dem DUSTY XR in Ausstattung und Geometrie sehr ähnlich ist. Durch den verbauten E-Antrieb ist das DUSTY XR trotzdem ein komplett anderes Bike, das ganz neue Möglichkeiten eröffnet.

Das Mondraker DUSTY XR 2023 im Detail

In der XR-Ausstattung des DUSTY verbaut Mondraker eine RockShox Rudy Ultimate-Federgabel mit 40 mm Federweg. Diese sorgt in Kombination mit den 45 mm breiten Maxxis Rambler-Reifen für ausreichend Dämpfung an der Front und bügelt Vibrationen sowie leichte Schläge komplett aus.

Eine weitere Besonderheit am DUSTY XR ist das SRAM X01 Eagle AXS Mountainbike-Schaltwerk, das kabellos über 12 Gänge einer Kassette mit 10–52 Zähnen schaltet. Somit bleiben Reserven für steile Anstiege und technische Kletterpassagen. Die RockShox Reverb XPLR AXS Dropperpost bietet 75 mm Hub und schafft somit ein deutliches Plus an Bewegungsspielraum, was es dem Fahrer ermöglicht, tief zu gehen. Was an Mountainbikes seit einigen Jahren nicht mehr wegzudenken ist, führt auch am Gravel-Bike zu mehr Abfahrts-Performance und einem höheren Sicherheitsgefühl. Zum Absenken der Sattelstütze müssen beide Schalthebel gleichzeitig gedrückt werden, das spart einen extra Bedienhebel und funktioniert super. Hat man aber den Weg in die steile Abfahrt bereits begonnen und muss bremsen, ist die Bedienung allerdings nicht möglich. Somit ist ein etwas vorausschauendes Absenken erforderlich, woran man sich jedoch schnell gewöhnt.

Leicht abgesenkt federt die Dropperpost Schläge auf die Wirbelsäule im Sitzen etwas ab.

Mondraker DUSTY XR 2023

9.999 €

Ausstattung

Gabel RockShox Rudy Ultimate 40 mm
Sattelstütze RockShox Reverb XPLR AXS 75mm wireless
Bremsen Sram Force Etap AXS HRD 160/160 mm
Schaltung SRAM Force eTap AXS 1x12
Vorbau OnOff e-gravel 6061 T6 Alloy 90 mm
Lenker Onoff Barium gravel 460 mm
Laufräder Mavic Allroad Pro Carbon SL Disc
Reifen Maxxis Rambler 700x45

Technische Daten

Größe S M L XL
Gewicht 13,84 kg

Besonderheiten

Federgabel und Dropperpost
Offroadperformance
Mountainbike Geometrie
Mahle X20 Antrieb


Die Verarbeitungsqualität ist sehr gut, die sauber im Rahmen und Vorbau integrierte Kabelführung sieht schick aus und verhindert nerviges Klappern. In den günstigeren Ausstattungsvarianten RR für 6.299 € und R für 4.999 € kommt das DUSTY mit einer starren Carbon-Gabel, ohne Dropperpost, 40 mm breiten Reifen und einer geringeren Übersetzungsbandbreite. Sie sind somit steifer, leichter und rollen etwas besser auf flachem Untergrund. Obwohl der Fokus dieser beiden Versionen mehr im Bereich des Adventure Gravelns und Bikepackings liegt, teilen sich alle Versionen dieselbe abfahrtsorientierte Geometrie, eine Reifenfreiheit von bis zu 47 mm und ein Rahmendesign mit tief angesetzten Sitzstreben, das ausreichend Compliance am Heck bietet. Außerdem bietet der Rahmen des DUSTY Anschraubpunkte für Schutzbleche, Flaschenhalter und Gepäckträger. Die Carbon-Gabel bietet zudem weitere Montagepunkte und die von Apidura speziell für das DUSTY entwickelten Rahmentaschen sind für alle Versionen verfügbar.

Größe S M L XL
Sitzrohr 440 mm 460 mm 500 mm 530 mm
Oberrohr 550 mm 570 mm 595 mm 620 mm
Steuerrohr 125 mm 150 mm 175 mm 210 mm
Lenkwinkel 70° 70° 70° 70°
Sitzwinkel 74° 74° 74° 74°
Kettenstrebe 425 mm 425 mm 425 mm 425 mm
Radstand 1.034 mm 1.056 mm 1.082 mm 1.110 mm
Reach 393 mm 405 mm 424 mm 440 mm
Stack 548 mm 576 mm 595 mm 628 mm

Damit sich das DUSTY bergauf genauso spritzig fährt wie bergab, verbaut Mondraker den neuen Hinterradnabenantrieb X20 von MAHLE. Dabei handelt es sich um ein spannendes Antriebskonzept mit einem beeindruckenden Gesamtgewicht von 3,6 kg inklusive des 350-Wh-Akkus, einem integrierten Trittfrequenz- und Leistungs-Sensor im Tretlager sowie Remote Shifter für die Unterstützungsstufe am Lenker. Die Akkukapazität lässt sich durch einen für 499 € erhältlichen Range Extender mit Powerbank-Funktionen um 171 Wh erweitern.

Der Range Extender wird in einem der beiden Flaschenhalter platziert und erweitert die Reichweite um knapp 50 %. Nebenbei ist er als Powerbank nutzbar und lädt eure Bluetooth-Box oder Handy im Park wieder auf.
Der Motor des X20 sitzt direkt an der Hinterradnabe und liefert laut Mondraker ein vergleichbares Drehmoment wie ein 55-Nm-Mittelmotor.

Cooles Feature des MAHLE-Systems: Die Leistungs- und Kadenz-Daten sowie Akkustand und Unterstützungsmodus lassen sich auch per ANT+ an die eigene Head-Unit schicken. Wer keinen Radcomputer besitzt, kann sich alle Informationen auf dem mitgelieferten MAHLE-Display oder in der My SmartBike App von MAHLE anzeigen lassen. Über diese ist es ebenfalls möglich, den Standort des Bikes abzurufen und die Unterstützungsmodi an die eigenen Vorlieben anzupassen.

Das Mondraker DUSTY XR 2023 im Test

Wir waren mit dem DUSTY passend zu seinem Namen auf den staubigen Gravel-Strecken und Trails rund um Girona und Alicante unterwegs und konnten ordentlich Höhen- und Tiefenmeter sammeln. Der Uphill wird durch die Motorunterstützung deutlich erleichtert: Auch wenn der MAHLE X20 selbst in der höchsten Unterstützungsstufe einem nicht die gesamte Arbeit abnimmt, unterstützt er dennoch ausreichend genug, um steile, technische Anstiege problemlos zu meistern. Die Sitzposition bergauf und im flachen Gelände ist komfortabel und nicht zu gestreckt.

Sobald man in den Trail einbiegt, fängt das DUSTY XR an zu glänzen. Die Kombination aus dem 460 mm breiten Lenker, kurzen Vorbau und langem Reach vermitteln viel Kontrolle und Sicherheit, was zum Laufenlassen einlädt. Dabei ist die Lenkung präzise, der Geradeauslauf bleibt stabil und das Bike wird nicht hektisch. In der XR-Variante bieten 45 mm breite Maxxis Rambler Reifen in Kombination mit der RockShox Rudy Ultimate-Federgabel ein deutliches Plus an Dämpfung und Kurvengrip. Zusammen mit der zusätzlichen Bewegungsfreiheit dank der Dropperpost mit 75mm Hub sind so auch schnelle und anspruchsvollere Trail-Abfahrten easy möglich. Durch das Mehrgewicht des Motors und die erhöhte träge Masse am Heck rumpelt es auf ruppigen Abfahrten ein bisschen mehr am Hinterrad. Die Abfahrts-Performance leidet hierunter jedoch nicht. Schnelle Abfahrten durch Steinfelder oder Wurzelteppiche waren genauso wenig ein Problem wie rutschige Schotter-Kurven. Das Gesamtkonzept des DUSTY geht auf und resultiert in einem hohen Sicherheitsempfinden, einem präzisen Handling und einer Menge Trail-Spaß.

Tuning-Tipp: Wer die Offroad Performance der R/RR-Version erhöhen möchte, sollte über 45 mm breite Reifen und eine Dropperpost nachdenken.

Wir hatten ebenfalls die Möglichkeit, die Ausstattungsvarianten RR und R zu fahren. Die Dämpfung ist hier, durch die fehlende Federgabel und 5mm schmäleren Reifen, etwas geringer, dafür ist das Fahrverhalten etwas spritziger und das Handling nicht weniger potent auf Abfahrten. Die Reichweite des MAHLE X20 im DUSTY hat uns im Test ebenfalls überrascht. Touren mit über 1.600 Höhenmetern, technischen Uphills und konstanter Unterstützung in allen Modi mit einem Fahrergewicht von 85 kg waren kein Problem. Wer mit Reichweitenangst zu kämpfen hat, kann beruhigt sein: Mit dem Range Extender steht auch Mehrtagestouren nichts im Weg. In unserem Test ließ sich das DUSTY, dank dem für ein E-Bike geringen Gewicht und nicht vorhandenen Motorwiderstand auch sehr gut komplett ohne Unterstützung fahren. Das macht sich ebenfalls positiv bemerkbar, sobald man die 25-km/h-Marke knackt. Das Fade-out der Unterstützung ist unauffällig, so bleibt das Gefühl eines plötzlich geworfenen Ankers aus. Das MAHLE-System schafft es, sich nicht nur optisch sehr unauffällig zu verhalten, sondern passt auch die Unterstützung gekonnt an die Leistung des Fahrers an, was das Fahrgefühl sehr viel näher an das eines analogen Bikes bringt.

Für wen ist das Mondraker DUSTY XR 2023?

Das DUSTY XR passt super zu Mountainbikern, deren Fokus auch beim Graveln auf Trail-Spaß liegt und die sowohl im Up- als auch im Downhill schnell, souverän und komfortabel unterwegs sein möchten. Durch die Anschraubpunkte für Schutzbleche und Gepäckträger sowie die Motorunterstützung bietet es sich auch gut zum Pendeln über grobe Gravel-Pisten und Waldwege an, außerdem machen die vielen Montagepunkte, der Range Extender und der hohe Komfort längere Bikepacking-Abenteuer möglich. Wer ein E-Gravel-Bike mit Mountainbike-Qualitäten sucht, ist beim DUSTY XR an der richtigen Stelle.

Fazit

Das Gesamtkonzept des DUSTY XR 2023 geht auf. Mondraker ist es gelungen, ihr Mountainbike Know-how auf E-Gravel-Bikes anzuwenden. Durch den leichten und subtil arbeitenden MAHLE-Antrieb, gepaart mit der hohen Offroad-Tauglichkeit, dem intuitiven Handling und dem hohen Komfort ist das DUSTY vom Anfänger bis zum Gravel-Freak die richtige Wahl, um eine Menge Spaß zu haben.

Tops

  • hohes Sicherheitsgefühl auf steilen Abfahrten
  • souveränes, agiles Handling
  • viel Fahrspaß, sowohl bergauf als auch bergab

Flops

  • Federgabel und Dropperpost nur im Top Spec

Weitere Infos unter mondraker.com.


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Text: Jan Richter Fotos: Jan Richter, Robin Schmitt