Die Kultmarke Yeti hat mit dem Release eines E-Mountainbikes auf sich warten lassen. Das Debüt ist allerdings mehr als gelungen und so haben wir es als das aktuell beste E-MTB auch direkt im Enduro-Bike-Testfeld antreten lassen. Wie schlägt es sich gegen die Leichtgewichte?

Einen Überblick über diesen Vergleichstest erhaltet ihr hier: Das beste Enduro-Bike 2023 – 14 Modelle im Test

Yeti 160E T1 | Shimano EP8/630 Wh | 170/160 mm (v/h) | 29″
23,5 kg in Größe L | 13.790 € | Hersteller-Website

Das Yeti 160E T1 hat im E-Mountainbike-Vergleichstest unseres Schwestermagazins bereits seine herausragende Fahr-Performance unter Beweis gestellt. Es ist das einzige Full-Power-E-MTB im Test und auch das einzige E-Mountainbike des Kult-Herstellers aus Colorado. Es ist nicht verwunderlich, dass es mit 23,5 kg bei einem Preis von 13.790 € gleichzeitig das schwerste und teuerste Bike im Test ist. Anders als die analogen Bikes des Herstellers hat es einen Sixfinity-Hinterbau, der speziell konstruiert wurde, um Platz für den Motor zu haben. Das Yeti 160E bringt 160 mm Federweg am Heck und wird mit einer 170er-Federgabel kombiniert. Wir haben herausgefunden, was die Vor- und Nachteile eines motorisierten Bikes im Enduro-Testfeld sind. Kleiner Spoiler: Auch in der Abfahrt hat es einige Vorteile.

Das Yeti 160E T1 2022 im Detail

Das Yeti 160E T1 hat einen Shimano EP8-Motor verbaut. Dieser klappert auf dem Trail hörbar – wie wir es beim EP8 bisher in allen Bikes gewohnt sind. Kombiniert ist das mit einem 630-Wh-Akku. Der Rahmen hat einen hochwertigen Look und wirkt sauber verarbeitet. Dazu trägt der schicke Head-Badge aus Metall sicher seinen Teil bei. Alle Züge sind sauber geklemmt, sodass immerhin hier keine störenden Geräusche beim Fahren erzeugt werden. Auch der große Kettenstrebenschutz macht seinen Job und hält die Kette vom Klappern auf den Rahmen ab. Das Unterrohr ist mit einem großzügigen Schutz versehen. Einen Toolmount sucht man am 160E vergeblich. Werkzeug oder Trail-Essentials müsst ihr in Hosentaschen, Hipbag oder Rucksack transportieren.

Fahrwerks-Dreifaltigkeit
Das Fahrwerk des 160E liegt sehr satt. Dennoch hat es viel Gegenhalt und ausreichend Reserven.

Die Ausstattung des Yeti 160E T1 2022

An der Front des Yeti 160E T1 arbeitet eine FOX 38 Factory-Federgabel mit GRIP2-Dämpfungskartusche. Passend dazu ist am Heck ein FOX X2 Factory-Luftfederdämpfer verbaut. Beide Teile des Fahrwerks bieten Verstellbarkeit von Compression und Rebound im Highspeed- und Lowspeed-Bereich und damit maximale Individualisierbarkeit. Die kabellose RockShox Reverb AXS-Dropperpost bietet nur 170 mm Hub und baut zudem noch relativ hoch. Dadurch schränkt sie eure Bewegungsfreiheit bei der Abfahrt ein. Die SRAM CODE RSC-Bremsen sind kombiniert mit einer massiven 220-mm-Bremsscheibe vorne und einer 200er hinten. Die 12-fach-Schaltung stammt aus der Shimano XT-Serie. Damit das Kabel der Motor-Remote nicht zu unaufgeräumt aussieht, verläuft es durch den hauseigenen Carbon-Lenker, der eine Breite von 800 mm hat. Schön in den Rahmen integriert ist die Kettenführung, die verhindert, dass die Kette nicht vom Blatt fliegt. Die verbauten DT Swiss EX 1700 Alu-Laufräder sind auch an einigen anderen Bikes im Test installiert und haben einen guten Ruf bei uns. Hinten ist ein 2,4 x 29” MAXXIS Minion DHR II-Reifen mit harter MaxxTerra-Gummimischung aufgezogen, vorne ein 2,5 x 29” MAXXIS ASSEGAI in weicher MaxxGrip-Gummimischung. Beide haben die robuste Doubledown-Karkasse verbaut und ergeben so eine top Reifen-Kombi. Allerdings ist beim Serienmodell der Vorderreifen aus der harten MaxxTerra Gummimischung und mit dünner EXO+ Karkasse. Wir würden euch für mehr Pannensicherheit und mehr Grip durch einen geringeren Luftdruck den robusteren Reifen an der Front empfehlen.

Fast perfekt
Die Kettenführung ist schön in die Rahmenform integriert und dient gleichzeitig als Kabelführung. Colour-Matching geht allerdings anders.
Aufgeräumt(er)
Das Kabel der Motor-Remote läuft durch den Lenker und hilft somit, das Cockpit des Yeti etwas aufgeräumter aussehen zu lassen.
Edler Look
Der metallene Head-Badge trägt zum eleganten Look des Yeti bei.
Chamäleon
Mit einem Flip-Chip lässt sich die Progression des Hinterbaus in wenigen Momenten ändern.
Tuning
Am Serienmodell ist an der Front ein Reifen mit harter MaxxTerra-Gummimischung und dünner EXO+ Karkasse verbaut. Der robuste, weiche Reifen unseres Test-Bikes ist da besser angebracht.

Yeti 160E T1

13.790 €

Specifications

Motor Shimano EP8 85 Nm
Battery Shimano BT-E8036 630 Wh
Display Shimano STEPS SC-EM800
Fork FOX 38 Factory GRIP2 170 mm
Rear Shock FOX X2 Factory 160 mm
Seatpost RockShox Reverb AXS 170 mm
Brakes SRAM CODE RSC 220/200 mm
Drivetrain Shimano XT 1x12
Stem Burgtec Enduro MK3 50 mm
Handlebar Yeti Carbon 800 mm
Wheelset DT Swiss EX 1700 29"
Tires MAXXIS ASSEGAI, Doubledown, 3C MaxxGrip/MAXXIS Minion DHR II, Doubledown, 3C MaxxTerra 2,5/2,4

Technical Data

Size S M L XL
Weight 23,5 kg

Die Geometrie des Yeti 160E T1

Das Yeti 160E T1 ist in vier Größen von S bis XL erhältlich. Unser Test-Bike in Größe L hat einen Reach von 480 mm, im Zusammenspiel mit einem 450 mm langen Sattelrohr. Das ist das Längste im Test und schränkt so zusammen mit der kurzen Dropperpost eure Bewegungsfreiheit bei der Abfahrt ein. Da das Sattelrohr eine hohe Einstecktiefe bietet, wäre es jedoch auch problemlos möglich, eine längere Dropperpost zu installieren. Im Gegensatz zu seinen unmotorisierten Kollegen wachsen die Kettenstreben nicht mit der Rahmengröße mit. Mit einem Flip-Chip an der unteren Dämpferaufnahme kann man die Progression des Hinterbaus zwischen 25 %, 30 % und 35 % variieren.

Größe S M L XL
Sattelrohr 380 mm 410 mm 450 mm 495 mm
Oberrohr 561 mm 592 mm 613 mm 642 mm
Steuerrohr 105 mm 110 mm 122 mm 133 mm
Lenkwinkel 64,5° 64,5° 64,5° 64,5°
Sitzwinkel 78,0° 78,0° 78,0° 78,0°
Kettenstrebe 446 mm 446 mm 446 mm 446 mm
Tretlagerhöhe 350 mm 350 mm 350 mm 350 mm
Radstand 1.209 mm 1.240 mm 1.262 mm 1.292 mm
Reach 430 mm 460 mm 480 mm 505 mm
Stack 617 mm 620 mm 625 mm 635 mm
Helm ION Scrub Amp | Goggle Smith Squad XL MTB | Shirt ION SS Scrub Mesh_ine | Hose ION Shelter 2L Softshel | Schuhe Unparallel Up Link

Das Yeti 160E T1 auf dem Trail

Bergauf ist das Yeti 160E außer Konkurrenz. Durch den leistungsstarken Shimano-Motor mit 85 Nm Drehmoment kann man jeden Aufstieg mit Vollgas hochfeuern – solange man Saft im Akku hat. Dabei sitzt man zentral über dem Bike positioniert und hat auch auf losem Untergrund ordentlich Traktion am Hinterrad und dennoch viel Grip am Vorderrad. Auch steile oder technische Climbs, die ohne Motor kaum zu schaffen sind, meistert man mit dem 160E mit Leichtigkeit. Dennoch sitzt man auch auf moderaten Strecken bergauf komfortabel, ohne zu viel Last auf den Händen zu haben.

Im Uphill ist das 160E im Enduro-Bike-Testfeld konkurrenzlos. Mit dem Yeti hat man immer sein Shuttle mit dabei.

Träge Masse
Das hohe Gewicht des Yeti E-Mountainbikes macht es sehr träge. Das macht sich vor allem beim Anbremsen oder in schnellen Richtungswechseln bemerkbar.

In der Abfahrt besitzt das 160E unglaubliche Laufruhe. Durch das starke Fahrwerk und die hohe Masse kann man bedenkenlos alles wegbügeln.

Bergab besitzt das Yeti ein gutmütiges Handling, büßt das aber mit geringer Agilität ein. Durch das hohe Gewicht und das satte Fahrwerk klebt das 160E förmlich am Boden und bekommt dadurch eine extrem hohe Laufruhe, mit der nur das Norco Range mithalten kann. Knifflige Lines halten oder High-Speed-Geballer steckt das Yeti so ohne Probleme weg. Schnelle Richtungswechsel oder Abziehen an kleinen Kanten brauchen dafür sehr viel Kraft. Die hohe Masse des Bikes merkt man auch beim Anbremsen vor Kurven oder in steilen Sektionen, das Fahrrad schiebt unter dem Piloten deutlich stärker und man muss seine dementsprechend früher bremsen. Das Fahrwerk ist eins der besten im Test und bietet trotz des satten Fahrgefühls genug Gegenhalt in Kompressionen. Auch auf großen Jumplines ist das E160 stark, es liegt super stabil in der Luft und vermittelt damit viel Sicherheit. Um das Bike quer zu stellen, muss man allerdings spürbar härter arbeiten. Im Vergleich zum anderen E-Bike im Test, dem SIMPLON Rapcon Pmax TQ 170/165, ist das Yeti durch sein hohes Gewicht spürbar weniger agil und das Fahrgefühl ist weiter entfernt von einem analogen Bike. Dafür punktet das 160E durch ein sensibleres Fahrwerk und höhere Laufruhe.

Tuning-Tipps: mit der Progressionseinstellung am Dämpfer experimentieren | vorne stabilere Karkasse und weichere Gummimischung als beim Serienmodell

Riding Characteristics

12

Uphill

1
  1. sluggish
  2. efficient

Agility

2
  1. cumbersome
  2. playful

Stability

3
  1. nervous
  2. confident

Handling

4
  1. demanding
  2. balanced

Suspension

5
  1. harsh
  2. plush

Fun Factor

6
  1. planted
  2. poppy

Value for money

7
  1. terrible
  2. very good

Intended Use

XC

8

Trail

9

Enduro

10

Downhill

11

Fazit

Das Yeti 160E T1 geht als E-Mountainbike als klarer Außenseiter in das Enduro-Bike-Testfeld. Es punktet allerdings auch abseits des Uphill – wo es natürlich unangefochten ist. Durch das hohe Gewicht, aber auch das starke Fahrwerk, bietet es sehr viel Traktion, Spurtreue und High-Speed-Stabilität. Da es dem E160 allerdings an Agilität mangelt, kann es nicht mit den besten Allroundern des Tests mithalten.

Tops

  • es ist ein E-Bike
  • viel Traktion und Laufruhe
  • gutmütiges Handling

Flops

  • es ist ein E-Bike ;)
  • nerviges Klappern des Motors
  • kurze Dropper und langes Sitzrohr schränken Bewegungsfreiheit ein

Mehr Informationen findet ihr unter yeticycles-de.com

Das Testfeld

Einen Überblick über diesen Vergleichstest erhaltet ihr hier: Das beste Enduro-Bike 2023 – 14 Modelle im Test

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Text: Simon Kohler Fotos: Peter Walker, Mike Hunger

Über den Autor

Simon Kohler

Simon liebt Geschwindigkeit. Als Downhill Skater ist er lange Zeit Rennen gefahren und mit seinem Longboard Alpenpässe runtergeknallt. Inzwischen hat er vier gegen zwei Reifen eingetauscht und heizt jetzt mit seinem Mountainbike auf Trails und Bikepark Lines. Bei verschiedensten Roadtrips durch die Alpen hat er seither einige der feinsten Trails Europas ausgekostet. Da er einige Zeit in Österreich gelebt hat, kennt er zudem die lokalen Bikeparks wie seine Westentasche. Durch sein Ingenieurstudium und seine Liebe zum Detail ist er ein echter Technik-Nerd und testet jetzt als Redakteur die aktuellsten Bikes und Parts auf Herz und Nieren. Als Frühaufsteher und selbsterklärter Müsli-Connaisseur lebt er sein Leben frei nach dem Motto „Powered by Oats. And also Legs.“